Mit Kibabucars (mein Autovermieter) da ist eine Deutsche im Hintergrund dabei, hab ich über Polizisten und Korruption geschrieben. Das wollte sie aber nicht unbedingt hören. Trotzdem hab ich Ihr geschrieben.
Ich sehe, Sie sind inzwischen auf der Insel verwurzelt. Ich möchte Ihnen auch nicht Ihre Illusionen rauben, dass alles gut wird. Drum empfehle ich, nicht weiter zu lesen.
Eigentlich weiß ich gar nicht mehr wo ich anfangen soll.
Ich glaube man hat schon gemerkt dass ich erfahrener Fernreiser bin, aber Tansania schlägt alles.
Wen stört es schon, dass beim nächsten anhalten von der Polizei nur gesagt wird, dass auf deinem Führerschein (für Tansania) leider das Passbild fehlt. Das wird nicht teuer.
Halbe Stunde Diskussion und für zwei Dollar geht’s weiter. Im nach hinein wurde mir selbst von der Polizei bestätigt, dass kein Passbild erforderlich ist.
Halt, es geht aber nur für zehn Kilometer fortan, bis die nächste Polizeikontrolle den Urlaubsspaß auf eine harte Probe stellt. Jetzt bin ich High-Speed Fahrer mit 73 km/h laut Laserpistole der Film wird mir allerdings nicht gezeigt. Natürlich außerhalb eines Ortes.
Da ich weiß, dass ich nicht zu schnell gefahren bin, gibt’s wieder Gesprächsbedarf.
Ich fuhr nämlich einem Minibus, der massig Holz gefährlich auf dem Dach geladen hatte, in rund fünfzig Metern Abstand hinterher. Dieses einheimische Fahrzeug braucht zehn Sekunden und weg ist es aus der Kontrolle.
In der nächsten halben Stunde registriere ich: Egal wer kommt, der wird angehalten. Alle Einheimischen fahren danach gleich weiter, die kennen den Bestechungstarif für Einheimische. Während ein anderer Europäer auch nicht fahren darf und warten muss.
Irgendwann kommt der „Polizeichef“, nachdem er die anderen „Weißhäutigen“ abgefertigt hat zu mir, und erläutert: „Nächsten Montag muss ich wegen High Speed zum Gericht fahren – nicht ohne anzufügen, dass er ja so freundlich ist und man für fünfzig Dollar alles vielleicht regeln kann.
Meine Antwort (Ich bin Rentner bin und verfüge nicht über soviel Geld“), interessiert ihn erst einmal gar nicht. Nach dem üblichen Palaver biete ich zwanzig Dollar an, was er entrüstet ablehnt, und am Ende des Satzes sagt, dass ich doch das Geld nicht sichtbar zeigen darf. Wundersamer weise greift die Hand in mein Fahrzeug so tief, dass niemand mitbekommt, dass gerade zwanzig Dollar Ihren Besitzer wechseln.
Eigentlich will ich nun nicht mehr weiter. Der Spaß am Land ist mir nach den ganzen Erlebnissen genommen. Sorry, ich reagiere jetzt nur noch gereizt.
Wir fahren an die Nordküste nach Nungwi. Sind ja nur dreißig km. Denkste! Trotz einem Schleichen über die Piste wie eine Ameise ist der nächste Zwangsstopp nicht zu verhindern. Oh Wunder: Diesmal darf ich ohne Verhandlungen weiter fahren.
Dann schau ich mir die Driver Lizenz genauer an, die der vorige Polizist kurz mitgenommen hatte. Da ist auf der Rückseite etwas drauf gekritzelt, vermutlich: „Hat heute schon bezahlt“. Ich liebe Afrika, hasse aber bereits nach fünf Tagen Aufenthalt Sansibar. Im Hotel erklärt mir jeder, dass dies nicht normal ist. Es gibt keine Bestechung, weil dies illegal ist. Ich sollte doch mein Hotel oder meine Autovermietung bei Problemen kontaktieren.
Sicherlich ein wunderbarer Tipp mit nur einem „kleinen“ Fehler: Beim nächsten Polizeistopp besteht der Polizist darauf, dass das Handy ausgeschaltet wird. Jetzt lass das mal in Tansania an. Die nehmen dich wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt fest und gehst dort in den Bau. Probiere es erst gar nicht.
Seit zwei Tagen fühle ich mich jetzt im Hotel gefangen. Man traut sich nicht mehr mit dem Auto raus.
Jetzt fällt mir auf, dass es außerhalb des Hotels kein Jambo gibt. In Deutschland ist zwar auch nicht jeder freundlich hier aber schon massiv abweisend.
In unserer Unterkunft – Hotel das genaue Gegenteil. Aus allen Ecken ruft es Jambo übersetzt eigentlich – Hallo Guten Tag, gemeint ist aber Trinkgeld. Im Hotel herrscht dieser Zustand leider nonstop. Wehe du gibst kein Trinkgeld, dann wirst Du mit Warten und Missachtung bestraft, obwohl du Minuten vorher noch der Big Boss warst, weil du Dir ein Fahrzeug mieten kannst. Aber warum sollten die Angestellten anders sein als das ganze Land.
Vor mehr als 30 Jahren bin ich aus Bali geflüchtet, das damals noch als Traumziel galt. Egal wo man gehalten hat: Man war immer umzingelt von Menschen und – Kindertrauben. Jetzt nach sieben Tagen bin ich so weit, dass ich aus meinem geliebten Afrika flüchten will. Jetzt schon lautet mein Motto: Nie mehr wieder Sansibar.
Das Land ist wunderbar grün. Es existiert noch viel Waldbestand, in dem die meisten Einheimischen noch in Lehmhäusern wohnen. Halt, das klingt viel zu gut. Richtig ist: Es sind kleine verfallene Lehmhütten ohne Strom und es wird so wie früher auch heute noch wie das Wasser mit Plastikkanistern auf dem Kopf herbei geschleppt.
Auf dem Land herrscht bitterste Armut. Nur an den Straßen gibt es teilweise gemauerte Häuser und Lehmhütten. Fünfzig Meter hinter der Straße gibt es fast ausschließlich nur noch Lehmhütten.
Die Backpackerberichte hab ich jetzt erst gelesen, nachdem ich auf den Straßen unablässig von den Polizisten geschröpft werde. Hätte ich die nur mal früher gelesen. In allen wird nur von Bestechung der Polizei geschrieben. Die Berichte waren mir auch nicht wichtig, weil ich in einem Topphotel Unterschlupf habe. Aber dort gibt das identische Dilemma.
Ohne Trinkgeld gibt’s jeden Drink halt erst in einer Stunde. Da können die Kellner gut zusammen halten. Wer zu wenig Trinkgeld gibt, wird noch weniger bedient. Da sitzt du beim Frühstück und bist satt, weil Du fast alles schon vom Büffet gegessen hat und danach kommt erst dein Kaffee!!
Tansania-Sansibar ist nur korrupt.
Morgen ein weiterer Versuch. Falls es wieder so ähnlich abläuft, bleib ich dann im Hotelgefängnis, das allerdings Topp aussieht und auch wirklich Klasse hat. Aber in Afrika ist immer noch eine Steigerung möglich, diesmal halt im negativen Sinne.
So langsam gewöhnen wir uns daran.
Zwei Tage später kann ich überhaupt nicht meckern. Es ist Wochenende Samstag und da haben die Polizisten anscheinend wesentlich wichtigeres zu tun. Zu meiner Zeit war jetzt gerade Wahlkampfwoche.
Ich glaub, da müssen selbst die Polizisten von der Straße flüchten. Jedenfalls heulten dauernd die Sirenen der Politikereskorten. Die rauschten mit riesiger Geschwindigkeit über jede Straße – begleitet vom Militär mit Gewehr im Anschlag.
Wer nicht von der Straße an den Rand ausweicht, wird wahrscheinlich niedergemetzelt. Jedes Auto, die Kuhkarren, jeder Fußgänger, den ich immer vor mir sehe, verlässt fluchtartig sofort die Straße, beim Klang des Martinhorns wie ich jetzt auch. Die Kolonnen fahren grundsätzlich in der Mitte. Da bekommst man es wirklich mit purer Angst zu tun.